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Beim Rosenwirt am Grabentor

    1. Beim Rosenwirt am Grabentor
    des Abends um halb sechs,
    den Hammer schwingt der Wirt empor
    und schlägt den Zapfen ex!
    Das schlurrt und gurrt
    aus feuchter Nacht
    vom Spundloch in die Kann‘,
    ei seht, wie’s Antlitz jedem lacht,
    jedwedem Zechersmann:
    [: Bierlein rinn! Bierlein rinn!
    Bierlein rinn! Bierlein rinn!
    Was nützen mir die Kreuzerlein,
    wenn ich gestorben bin! :]

    2. Beim Rosenwirt im Stüberl drin,
    da sitzt ein junges Blut,
    die schmucke, schlanke Kellnerin war
    ihm noch gestern gut.
    Doch heute ist sie durchgebrannt,
    fahr wohl, du falsche Hex‘!
    Der Bursch kehrt sein Gesicht zur Wand
    und summt um halber sechs:
    [: „Bierlein rinn! Bierlein rinn!
    Bierlein rinn! Bierlein rinn!
    Was nützen mir die Kreuzerlein,
    wenn ich gestorben bin!“ :]

    3. Beim Rosenwirt am Eichentisch,
    da thront ein braver Greis,
    die Wangen rot, die Augen frisch,
    die Haare silberweiß!
    Schlug ihm gleich manchen großen Plan
    das Schicksal schnöd‘ entzwei
    – um halber sechs schlägt auch wer an,
    der Alte brummt dabei:
    [: „Bierlein rinn! usw. … :]

    4. Beim Rosenwirt am Grabentor,
    da blüht ein fein Gewächs,
    das heben wir im Glas empor
    schon abends um halb sechs.
    Wir heben es gar emsig hoch,
    wir leeren’s auf den Grund
    – um Mitternacht da klingt es noch,
    schallt’s noch von Mund zu Mund:
    [: „Bierlein rinn! usw. … :]

    5. Und schlägt mir einst der Sensenmann
    den Nagel auf die Truh‘,
    rast‘ ich von harter Lebensbahn
    in kühler Grabesruh‘,
    dann schwingt bekränzt der Becher mir,
    dem müden Wandersmann,
    der euch gelehrt den Spruch zum Bier
    und hebet also an:
    [: „Bierlein rinn! usw. … :]

     

     

    Autor
    M: Otto Lob (1837-1908)
    T: Julius R. Gspandl (1866-1912)