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Krambambuli, das ist der Titel

    1. Krambambuli, das ist der Titel des Tranks,
    der sich bei uns bewährt;
    er ist ein ganz probates Mittel,
    wenn uns was Böses widerfährt.
    [: Des Abends spät, des Morgens früh
    trink ich mein Glas Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :]

    2. Hielt´ Jupiter in seinem Reiche
    noch jetzt ein stattliches Bankett;
    wenn unter der geweihten Eiche
    das Göttervolk Redouten hätt´,
    [: es gäbe nach der Symmetrie
    erst Nektar, dann Krambambuli, usw. :]

    3. O wär´ Homerus noch am Leben
    und Flaccus und Anakreon,
    wie würden sie dich nicht erheben,
    du trüg´st den Efeukranz davon!
    [: Catull schrieb´ eine Elegie
    zum Lobe des Krambambuli, usw. :]

    4. Bin ich im Wirtshaus abgestiegen,
    gleich einem großen Kavalier,
    dann lass´ ich Brot und Braten liegen
    und greife nach dem Pfropfenzieh´r;
    [: dann bläst der Schwager tantari zu einem Glas Krambambuli usw. :]

    5. Reißt mich´s im Kopf,
    reißt mich´s im Magen,
    hab´ ich zum Essen keine Lust;
    wenn mich die bösen Schnupfen plagen,
    hab ich Katarrh auf meiner Brust:
    [: Was kümmern mich die Medici?
    Ich trink mein Glas Krambambuli usw. :]

    6. Wär´ ich zum großen Herrn geboren,
    wie Kaiser Maximilian,
    wär´ mir ein Orden auserkoren,
    ich hängte die Devise dran:
    [: “Toujours fidèle et sans souci,
    c´est l´ordre du Crambambouli” usw. :]

    7. Ach, wenn die lieben Eltern wüssten
    der Herren Söhne große Not,
    wie sie so flott verkeilen müssten,
    sie weinten sich die Äuglein rot!
    [: Indessen tun die Filii
    sich bene beim Krambambuli, usw. :]

    8. Ist mir mein Wechsel ausgeblieben,
    hat mich das Spiel labet gemacht,
    hat mir mein Mädchen nicht geschrieben,
    ein´n Trauerbrief die Post mir gebracht:
    [: dann trink´ ich aus Melancholie
    ein volles Glas Krambambuli, usw. :]

    9. Doch hat der Bursch kein Geld im Beutel,
    so pumpt er die Philister an
    und denkt: es ist doch alles eitel,
    vom Burschen bis zum Bettelmann;
    [: denn das ist die Philosophie
    im Geiste des Krambambuli, usw. :]

    10. Ihr dauert mich, ihr armen Toren,
    ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein:
    zu Eseln seid ihr auserkoren,
    und dorten wollt ihr Engel sein,
    [: sauft Wasser, wie das liebe Vieh,
    und meint, es sei Krambambuli, usw. :]

    11. Sollt´ ich dereinst zur Hochzeit schreiten
    mit einer tugendhaften Braut,
    so lass´ ich kein groß Mahl bereiten,
    wenn mich der Priester angetraut,
    [: dann geb´ ich ohne Zer´monie
    Kaffee, Bisquit, Krambambuli, usw. :]

    12. Krambambuli soll mir noch munden,
    wenn jede and´re Freude starb,
    wenn mich Freund Hein beim Glas gefunden
    und mir die Seligkeit verdarb:
    [: ich trink mit ihm in Kompagnie
    das letzte Glas Krambambuli, usw. :]

    13. Wer wider uns Krambambulisten
    sein hämisch Maul zur Missgunst rümpft,
    den halten wir für keinen Christen,
    weil er auf Gottes Gabe schimpft;
    [: ich gäb´ ihm, ob er Zeter schrie,
    nicht einen Schluck Krambambuli, usw. :]

     

     

    Autor
    T: Nach Christoph F. Wittekind (1709-1777)

     

    Auszug aus dem Siegberg Cantusprügel.